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Reportage

Museum für Naturkunde Berlin

 

Reportage für die Zeitschrift Stern

Mit Charles Darwins Evolutionstheorie war erstmals eine schlüssige wissenschaftliche Erklärung für die Entwicklung des Lebens vorhanden. Der Glaube daran, die Natur beherrschen und vollständig erfassen zu können, führte zu einer schier unglaublichen Sammler- und Forschungstätigkeit, die schließlich Ende des 19. Jahrhunderts weltweit zur Errichtung von Staatlichen Naturkundlichen Sammlungen führte. Die Berliner Sammlung wurde 1889 von Kaiser Wilhelm II eingeweiht und beherbergt mittlerweile 25 Millionen Exponate, die getrocknet, tiefgefroren, in Alkohol oder Formalin eingelegt – die wenigsten nur lebensecht präpariert – den Forschern für Vergleiche und Untersuchungen zur Verfügung stehen. Futter für das Räderwerk einer weltweiten Forschergruppe für die Bestandsaufnahme der Erscheinungs-vielfalt der physischen Form des Seins. Die oft skurril anmutenden Eskapaden der Evolution und die genialen Konstruktionen des Lebens sind hier auf engstem Raum versammelt. Im Laufe meiner Arbeit im Museum, vor allem in den nicht-öffentlichen Sammlungen, meinte ich oft ein Kreischen und Knurren, Flattern und Summen zu vernehmen, so vital schien mir die Ansammlung der Körper der mich umgebenden Lebewesen zu sein. Die Lebendigkeit mußte nicht arrangiert werden. Schmerzhaft die Auswahl, welchem Exponat der Vorzug zu geben sei, konnte ich doch nur einen winzigen Teil aufnehmen – einen winzigen Teil der Schöpfung.