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Reportage

Gehen ans Ende der Welt
– Auf dem spanischen Jakobsweg –

Gehen ans Ende der Welt — Unterwegs auf dem spanischen Jakobsweg

40 Tage Gehen, 40 Tage Sich-dem-Weg-Anvertrauen, sich ihm anheimstellen, 40 Tage zunehmende innere Stille, immer in der Schöpfung unterwegs, 40 Tage lang den Millionen von Vorgängern hinterherspüren … – der Jakobsweg ist eine Zeitreise. Ist das Gehen über weite Strecken heute an sich schon ein Anachronismus, auf dem Jakobsweg ist es das erst recht. Auf einem mehr als tausend Jahre alten Weg erfährt der Pilger im Rhythmus der Schritte, daß außen und innen verschmelzen können, daß man beim Gehen sich selbst vergessen und sich so neu erfahren kann. 40 Tage lang sind Christoph Hellhake und seine Lebens- und Weggefährtin Maria Reiter von Frankreich aus über Santiago de Compostela nach Finisterre im spanischen Galicien gegangen, immer nach Westen, dem Atlantik zu, der das unwiderrufliche Ende der Reise darstellt.  Ankommen nach fast tausend Kilometern zu Fuß ist nicht leicht. Wenn der Wanderer immer einem Horizont zustrebt, der sich nicht erreichen läßt und auch gar nicht erreicht werden will, wenn der Körper – vom Zwang des Geistes befreit – das Gehen selbständig übernommen hat, ist der Pilger auf dem Weg angekommen und läßt sich tragen von ihm.
Jeden Morgen vertrauensvoller Aufbruch ins Unbekannte, ins Neue, den ganzen Tag in der Schöpfung unterwegs. Die Zeit in ihrer kostbarsten Gestalt, der Gegenwart, ist das wunderbare Fluidum, in dem sich der Pilger bewegt.
Jeden Abend Ankommen in einem Refugio, einer Herberge, am nächsten Tag wieder ein Aufbruch in den Fluß des Weges – bis zum Ende der Welt, bis Finisterre.
Das Ende der Welt ist auch das Ende einer Daseinsform.

Die Bilder wurden als Frotage bearbeitet und sind Unikate.